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Vorgeschichte und Entstehung des FAS Zingst

Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im März 1935 wurde die Flak aus den Verbänden des Heeres herausgelöst und geschlossen in die neu aufgebaute Reichsluftwaffe (ab 01.06.1935 "Luftwaffe") übernommen.
Bis zum 01.11.1935 trugen die Offiziere und Mannschaften der neu aufgestellten und überführten Einheiten der Flak die feldgrauen Uniformen des Heeres weiter und behielten auch die Bezeichnung "Fahrabteilung" aus der Zeit der Reichswehr.
Nach dem 01.11.1935 wurde die Tarnbezeichnung "Fahrabteilung" aufgehoben und die Angehörigen der Flak (Luftwaffe) erhielten die blau-graue Uniform der Luftwaffe mit den hellroten Kragenspiegeln. 1 (Fußnotentext am Ende der Abschnitte!)
Mit der der Übernahme der Flak durch die Luftwaffe begann 1935 ein großzügiges Flak-Rüstungsprogramm und die Aufstellung neuer Verbände und Einheiten.
Demgegenüber vollzog sich der Aufbau der Heeres-Fla wesentlich langsamer. Das erste Fla-Bataillon des Heeres wurde am 21.11.1935 in Königsberg mit der Bezeichnung Flak-Bataillon 1 aufgestellt. 2
Für die Schießausbildung auf Luftziele wurden von der Flak der Luftwaffe und der Flak des Heeres gemeinsam die vorhandenen Flak-Schießplätze (FSP) Wustrow bei Rerik, Alt-Bük bei Kiel und Norderney aus der Zeit der Reichswehr genutzt.
Die rasche Aufstellung neuer Flak-Verbände und Flak-Einheiten der Luftwaffe und Fla-Bataillone im Heer erforderten schon bald den Aufbau neuer FSP und die Modernisierung und Erweiterung der alten Fla-Schießplätze.
So wurden von der Luftwaffe die FSP Brüsterode an der Samlandküste und Zingst auf dem Darß neu aufgebaut.
Die Fla-Bataillone des Heeres erhielten 1939 am Stettiner-Haff im kleinen Fischerdorf Altwarp ihren eigenen FSP.

Der Flak-Schießplatz Zingst wurde von der Luftwaffe und der Flakartillerie der Luftwaffe bis zum Ende des 2. Weltkrieges genutzt.
Zur Garnison gehörten die Kommandantur Zingst, der Schießplatz, die Erprobungsstelle Bordwaffen. Eine Zeit lang war auch das I/Flak-Lehr-Rgt. (Kdr. Maj. Konopatzki) in Zingst stationiert.
Zur gleichen Zeit (1939) war in Barth das II/Flak-Lehr-Rgt. (Kdr. Major Andersen) stationiert.3
Im Mai 1945 besetzte die Sowjetarmee die Halbinsel Zingst und nach dem Abzug der sowjetischen Truppen begann die Demontage der technischen Anlagen des Schießplatzes und der Abriss von Gebäuden der Kaserne.
Im Sommer 1954 führte die Flak-Offiziersschule der KVP (Kdr. Oberst Lewerenz) ihr zweites Luftzielgefechtsschießen auf dem ehemaligen Schießplatz der Luftwaffe in Zingst durch. Die Feuerstellungen für die Geschütze befanden sich zwischen den Dünen kurz vor der Ostsee. Feste Unterkünfte gab es zu diesem Zeitraum noch nicht. Offiziersschüler und Lehrer waren in Zelten untergebracht. Gewaschen wurde sich am Strand der Ostsee. Alle Versorgungsgüter und auch das Trinkwasser mussten täglich von Zingst in das Zeltlager herangefahren werden.
1956 begann der Neuaufbau des Schießplatzes für die Flakartillerie der NVA.
1958 war die Bereitschaft des Schießplatzkommandos zur Aufnahme und Auswertung von Luftziel- und Erdzielgefechtsschießen hergestellt.
Bereits 1957 waren zwei Unterkunftsblöcke im ehemaligen Kasernenobjekt in der Ortschaft Zingst bezugsbereit.
In den folgenden Jahren wurde der Schießplatz ständig weiter ausgebaut und modernisiert. Auf dem Schießplatz entstanden Feuerstellungen für die schießenden Einheiten zur Luft-, Erd- und Seezielbekämpfung.
Im Ostteil des Platzes entstand der Gefechtsstand 1 (auch Gefechtsstand "Ost" genannt) um die Flieger- und Feuerleitung für die sieben Feuerstellungen sicherzustellen, aus denen auf Luftziele im Spiegelbildverfahren geschossen wurde.
Die Auswertung des Spiegelbildschießens erfolgte durch die Kontrollpaare 1 und 2, die aus je zwei GRS-9a und einem optischen Auswertegerät bestanden. Später wurde in die GRS automatische Auswertegeräte polnischer Produktion eingebaut, welche die optische Auswertung teilweise ersetzten.
Auch um die Flieger- und Feuerleitung beim Schießen im direkten Richten auf Luftziele (Luftsack, Fallschirm- und Stukascheibe) sicherzustellen entstand im Westteil des Platzes der Gefechtsstand 2 (auch Gefechtsstand "West" genannt).
Für die Sicherstellung des Schießens im direkten Richten kamen die Flugzeuge vom Typ IL-28 (Schleppflugzeug für das Schießen auf Luftsack), L-39 und AN-2 (Flugzeug für den Abwurd der Fallschirm- und Stukascheiben) zum Einsatz. Dafür gab es im Jagdgeschwader der Luftstreitkräfte in Peenemünde eine spezielle Zieldarstellungsstaffel.
Für die Zieldarstellung beim Schießen im Spiegelbildverfahren wurden Flugzeuge vom Typ MiG-21 und MiG-23 eingesetzt, die auf dem Flugplatz Trollenhagen stationiert waren.

Bis zur Auflösung der NVA im Jahre 1990 wurde der Flak-Schießplatz Zingst von der TLA, der Volksmarine und den anderen bewaffneten Organen der DDR genutzt.


1 siehe: Horst-Adalbert Koch "Die Geschichte der deutschen Flakartillerie und der Einsatz der Luftwaffenhelfer"
Potzum Verlag Bad Nauheim 2. Auflage 1956 S. 33

2 siehe: Hermann Freter "FLA NACH VORN" Im Eigenverlag der Kameradschaft 1973 S.23

3 siehe: Horst-Adalbert Koch "Die Geschichte der deutschen Flak........." S.62